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Der Flüssigmilchkontrakt wird Realität

Artikel vom  19.03.2018 16:04 Uhr

Ein großer Wunsch vieler Milcherzeuger wird in diesem Jahr noch Realität. Die Börse in Leipzig hat einen Flüssigmilchkontrakt entwickelt.

Wie bereits vor einigen Wochen angekündigt soll in Kürze ein Flüssigmilchkontrakt aufgelegt werden und das Portfolio der Milchderivate an der EEX erweitern. Wie Sascha Siegel, Head of Riskmanagement an der EEX in Leipzig im Rahmen des 9. Milchforums in Berlin mitteilte, wird voraussichtlich der Startschuss in den Sommermonaten fallen.

Die Kontraktspezifikationen

  • Kontraktgröße 25.000 kg
  • Notierung in EUR, pro 100 kg, min. Veränderung 0,01 EUR
  • 18 Monate im Voraus handelbar
  • Handelszeiten 8.45 Uhr – 18.00 Uhr
  • Letzter Handelstag ist der 12. Handelstag des Kontraktmonats
  • Abrechnung gegen Börsen-Index am letzten Handelstag

Der Index

  • EEX European Liquid Milk Index
  • Preiserhebungen aus den Ländern: Deutschland, Niederlande, Dänemark, Irland
  • Basierend auf Preisen des Milk Market Observatory der EU-Kommission

Die Chancen

  • Absicherung von Rohmilchpreisen ohne Umrechnen auf Börsenmilchwert
  • Da die Preise ca. 6 Wochen nach Lieferung veröffentlicht werden, ist der Kontrakt zwei Monate nach Lieferung zu wählen
  • Relativ kleine Kontraktgröße ermöglicht auch Betrieben mit durchschnittlicher Herdengröße eine Preisabsicherung an der Börse

Mit dem Flüssigmilchkontrakt der EEX ergeben sich neue Chancen für Milcherzeuger auf die volatilen Milchpreise zu reagieren und sich ein Preisniveau zu sichern.  Bereits in den vergangenen Jahren war eine Preisabsicherung über Butter- und Magermilchpulverkontrakte möglich, hat sich bewährt und  wird für viele Marktteilnehmer vermutlich weiterhin ein geeignetes Mittel bleiben. Doch gerade für Milcherzeuger mittlerer Betriebsgröße erwies sich die Mindestabsicherungsmenge von 100.000 kg Milch oft als zu groß. Mit einer minimalen Absicherungsmenge von 25.000 kg wird auch diesen Betrieben der Schritt an die Börse ermöglicht. Dennoch betonte Herr Siegel, dass dieser Kontrakt die Molkereien nicht aus der Pflicht nehmen sollte, nach weiteren Lösungen für auskömmliche Erzeugerpreise zu suchen.

Nun wird sich in Zukunft zeigen, ob der Markt den kommenden neuen Kontrakt annehmen wird. Anders als in der TV-Werbung heißt es hier nicht: „Nur gucken, nicht anfassen!“, sondern: „Gucken und Handeln!“. Denn die Börse lebt nur durch viele Marktteilnehmer auf Seiten der Käufer und der Verkäufer. Dann wäre ein wirkungsvolles Mittel geschaffen, dass eine nächste Krise möglicherweise nicht verhindert, aber größere Preisschwankungen durch Preisabsicherung zuvor abfedern kann.

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